Linke Theorie für Identitäre | Louis Althusser, Ideologie und Ideologische Staatsapparate — Teil 2
Dieser Gastbeitrag von Dimitrij erschien auch auf seinem Blog und wurde mit Genehmigung hier veröffentlicht. Hier geht es zum ersten Teil.
Der erste Artikel dieser Reihe endete mit einer Übersicht über einige althusser-marxistische Grundbegriffe. Auf dieser Basis können wir uns dem Fortgang seiner Theorie widmen. Wir erinnern uns, dass am Anfang der Arbeit die Frage stand, wie die Produktionsbedingungen der kapitalistischen Gesellschaft reproduziert werden können. Dafür bemühte Althusser das klassische marxistische Bild von ökonomischer Basis und Überbau, welchen er in die rechtlich-staatliche und die ideologische Ebene aufteilte. Als zentrale Produktionsbedingung muss die Unterwerfung der Arbeiter unter die kapitalistische Gesellschaftsformation stets reproduziert werden. Hierbei ist für Althusser die Ideologie von zentraler Bedeutung. Bevor er jedoch auf diese zu sprechen kommt – die Ideologie im engeren Sinne wird Inhalt des dritten Teils dieser Reihe sein – analysiert er auf Basis des zunächst Erarbeiteten den Staat, also die andere Ebene des Überbaus.
Vorbemerkung: Das Vorpolitische und Universalismus
Analog zum Begriff der Metapolitik führe ich an dieser Stelle den Begriff des Vorpolitischen ein. Während die Metapolitik, wie wir sehen werden, den politischen Kampf in den Ideologischen Staatsapparaten bezeichnet, handelt es sich beim Vorpilitischen jedoch um etwas grundsätzlicheres: Den Bezug zum Eigenen.
Dafür eine Analogie: Es kursiert unter Linken die Ansicht, Erbe sei ungerecht, weil die eigene Geburt zufällig sei. Es handelt sich dabei nicht um die berechtigte politische Frage, ob und wie stark Erbe versteuert werden soll; man kann durchaus der Ansicht sein, dass Erbe auch immer der Allgemeinheit, d.h. dem ganzen Volk, zugute kommen muss. Es geht den Erb-Feinden jedoch nicht um die Abwägung zwischen Privat- und Volkseigentum, sondern um die Negierung des Prinzips “Erbe”: Man habe sich die Eltern nicht ausgesucht und könne daher auch kein Anrecht auf das eigene Erbe haben.
Welches Menschenbild liegt dieser Überlegung zugrunde? Es ist die Vorstellung eines Menschen, der in letzter Instanz nur er selbst ist und dessen Ich völlig losgelöst ist von sämtlichen geschichtlichen Bindungen. Herkunft, Elternhaus, Volkszugehörigkeit sind “Zufälle” und dürfen daher keinen Unterschied zwischen den Menschen begründen. Obacht, es geht hier nicht um die Abwägung, wie groß der Unterschied zwischen Menschen sein darf – also um die Frage, wie egalitär eine Gesellschaft sein soll – sondern um die unausgesprochene Vorannahme, dass die Menschen bereits grundsätzlich gleich wären, und jede Ungleichheit ein Verbrechen gegen diesen angeblichen Normalzustand darstellt.
Natürlich ist es aus meiner Perspektive kein Zufall, wer meine Eltern sind. Nicht nur wäre ich ein anderer Mensch, wenn mein Vater jemand anderes gewesen wäre: Ich wäre gar nicht. Mein Ich ist das einzigartige Ergebnis der Vereinigung zweier bestimmter Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt; mein Ich ist weiterhin geformt durch bestimmte Menschen, Ereignisse, Zeiten. “Ich” ist der selbstbezügliche Name eines jeden konkreten Menschen, eingebettet in seinen spezifischen Kontext. Losgelöst von diesem jeweils konkreten Menschen existiert kein abstraktes Ich, existiert kein Subjekt; losgelöst vom konkreten Menschen ist “ich” nur ein Pronomen.
Für den Universalisten ist der konkrete Mensch jedoch nur Wohnstätte für das abstrakte Subjekt, für “den Menschen”. Die abstrakten Subjekte sind autonome Seelen, die qualitativ gleich sind und nur zufällig auf die unterschiedlichen Menschen verteilt sind. Aus dieser Perspektive ist es zufällig, dass das eine Ich nun einmal seine bestimmten Eltern hat und das andere Ich andere; ebenso wie sein Geschlecht oder seine Ethnizität zufällig sind.
Die Frage, ob sich der jeweils Einzelne als abstrakter Mensch oder als Träger einer konkreten Identität begreift, ist ideologisch umkämpft, d.h. sie hängt zu einem gewissen Grad davon ab, ob das herrschende – und z.B. schulisch vermittelte – Narrativ die abstrakte Menschheit oder den konkreten Menschen in den Vordergrund stellt. Doch auch in einem globalistischen Multikulti-Staat organisieren sich Menschen nach ethnokulturellen Identitäten, und auch in weitgehend homogenen und nationalistischen Ländern gibt es Universalisten, die von der Einheit aller Menschen überzeugt zu sein glauben. Die Neigung zu Affirmation oder Negation der konkreten Identität, des Eigenen – wir nennen ihre Träger im Fortlauf Volk und Globalisten – beginnt also vor jeder Ideologie, im persönlichen Bereich. Sie ist vorpolitisch.
Um die Globalisten richtig zu verstehen, müssen wir einsehen, dass sie keineswegs von sich selbst denken, Nihilisten zu sein. Ihre vorpolitische Neigung zum Universalismus ist geformt von politisch-ökonomischen Interessenslagen, ideologischer Beeinflussung und anderen Faktoren, doch in ihrer Selbstwahrnehmung ist es schlicht und ergreifend selbsterklärend richtig, an die abstrakte Wesensgleichheit aller Menschen zu glauben. Erst, wenn sie ihr Projekt affirmativ setzen, die globale Menschheit wirklich herstellen wollen, offenbart sich der Nihilismus des kleinsten gemeinsamen Nenners, des ent-konkretisierten Menschen, der keiner mehr ist. Das ist das Gemeinsame aller Ideologien, die vom konkreten Menschen in seiner historischen Gewordenheit absehen und ihn als Gattungswesen neu schaffen wollen. Wir werden sehen, dass Althusser wie beinahe die gesamte westliche marxistische Intelligenz zu den Globalisten gehört, und dass sich diese vorpolitische Einstellung darin ausdrückt, dass für ihn alle Institutionen, die den Menschen situieren und ihm eine konkrete Rolle zuschreiben, ideologisch sind: Familie und Schule, Kirche und Medienkonzerne, Volk und Parteiensystem erfüllen für ihn zwar unterschiedliche Funktionen, doch ist ihnen allen gemein, dass sie “den Menschen” bzw. “das Individuum” ideologisch formen. Dies wird in der Theorie der Ideologischen Staatsapparate einige Male zum Vorschein treten. Hier gilt es für das bessere Verständnis jedes Mal, den eigenen positiven Bezug auf die Institutionen temporär zu suspendieren und sich auf Althussers zynisches Weltbild einzulassen.
II — Klassen
Althusser beginnt seinen Abschnitt zum Staat mit einer Zusammenfassung der traditionellen marxistisch-leninistischen Staatstheorie:
Der Staat ist Teil des Überbaus der kapitalistischen Gesellschaftsformation, und als solcher ist er “eine ‘Maschine’ der Repression, welche es den herrschenden Klassen […] ermöglicht, ihre Herrschaft über die Arbeiterklasse zu gewährleisten, um sie dem Prozess der Abpressung des Mehrwerts (d.h. der kapitalistischen Ausbeutung) zu unterwerfen.” (S. 47) Herrschende Klassen steht hier im Plural, weil Marx in seiner Analyse vom 19. Jahrhundet und seinem Nebeneinander von Kapitalisten und Großgrundbesitzern ausging. Als Antiglobalisten können wir die heute herrschenden Globalisten als Klassenbündnis von internationalem Finanz- und Handelskapital, exportorientiertem Industriekapital und politisch-medialen sowie intellektuellen Eliten bezeichnen. Das beherrschte Volk hingegen besteht aus den Opfern des Globalismus; hierzu gehören der nicht-exportorientierte Mittelstand, sowie das Gros der Selbständigen, Angestellten und Arbeiter.
Allerdings reichen solche ökonomischen Bestimmungen nicht aus; schließlich geht es uns nicht wie linken Globalisierungsgegnern nur um die Befreiung der „kleinen Leute“ vom großen Kapital, sondern in erster Linie um die Erhaltung unserer ethnokulturellen Identität und ihrer Träger, unseren Landsleuten, auf ihrem angestammten Territorium. Aus dieser Perspektive gehört zur Klasse der Globalisten, wer den Großen Austausch bewusst befördert und davon zu profitieren meint, und zum Volk, wer ausgetauscht wird und darunter leidet. Diese beiden Kategorien überschneiden sich zum großen Teil mit den oben dargestellten ökonomischen Kategorien, sind aber nicht miteinander identisch – schließlich machen nichtassimilierte Einwanderer einen beträchtlichen Teil der urbanen Unterschichten aus.
Zum gegebenen Zeitpunkt müssen wir feststellen, dass ein großer Teil der beherrschten Klassen den globalistischen Konsens teilt. Dies bezeichnen wir auf unserem jetzigen Erkenntnisstand noch als metapolitischen Sieg der Globalisten; wir werden in Kürze erkennen, dass es sich dabei um ein konkretes Machtverhältnis in den Ideologischen Staatsapparaten (ISA) handelt. Aus demselben Grunde ist das Volk politisch zersplittert und mit sich uneins: Im Gegensatz zu den Globalisten ist das Klassenbündnis “Volk” zu diesem Zeitpunkt nur rein potentiell vorhanden; ein gemeinsames Klassenbewusstsein – wir nennen es affirmativ “Identität” – des Volkes wäre der ausschlaggebende metapolitische Sieg im Kampf gegen den Großen Austausch.
Die oben dargelegten Klassenverhältnisse wirken weiterhin etwas hölzern und ökonomisch überdeterminiert. Selbstverständlich sind die Grenzen nicht statisch; es gibt Grenzgänger und Überläufer, und selbst ein globalistischer Banker kann von heute auf morgen seine Liebe zum Deutschen Volk entdecken. Im leninistischen Diskurs bildeten weiterhin die marxistischen Kader die Avantgarde des Proletariats, welchem sie das Klassenbewusstsein sozusagen anerziehen sollten. Diese Rolle fällt heute uns Identitären zu; wir sind die Avantgarde des Volkes im Kampf gegen die Globalisten. Daher müssen wir verstehen, wie ihr Staat funktioniert.
II — Der Staat
Althussers oben zitierter Staatsbegriff umfasst folglich vor allem die repressiven Kräfte der Judikative, Exekutive und das Militär, sowie in zweiter Linie Regierung und Administration. Als primäre Funktion dieses Staatsapparates gilt die Absicherung der kapitalistischen Produktionsbedingungen, vor allem die Repression proletarischer Aufstände und der Schutz des Privateigentums. Althusser will jedoch über diesen Staatsbegriff hinausschreiten und die eigentliche Reproduktion der Produktionsbedingungen – insbesondere die angesprochene ideologische Unterwerfung der Arbeiterklasse – in seine Staatstheorie miteinbeziehen. Dafür macht er zunächst eine grundsätzliche Trennung des Staatsbegriffs in Staatsapparat und Staatsmacht auf:
Die Staatsmacht als Herrschaft über den Staatsapparat und damit über die Gesellschaft ist “Ziel des politischen Klassenkampfes” (S. 51); sie befindet sich im Kapitalismus per definitionem in der Hand der Bourgeoisie (der Klasse der Kapitaleigentümer). Wo in einer kapitalistischen Nation nicht die Bourgeoisie, sondern beispielsweise eine Aristokratie die Staatsmacht in ihrer Hand hält, begreift Althusser, wie wir sehen werden, dies nur als ideologischen Anschein, der die eigentliche Kontrolle der Staatsmacht durch das Kapital verschleiert.
Der Staatsapparat, der zunächst noch im marxistisch-leninistischen Sinne primär als repressiver Staatsapparat (Polizei, Gerichte, etc.) begriffen wird, kann hingegen auch bei wechselnder Staatsmacht ganz oder teilweise unverändert intakt bleiben. Ein sehr anschauliches Beispiel hierfür dürften Verwaltungsinstitutionen eines im Krieg eroberten Landes darstellen, welche von den Eroberern weitgehend unangetastet gelassen werden und lediglich ihre auszuführenden Direktiven nun von neuen Machthabern beziehen. Althusser erwähnt explizit, dass selbst nach der Eroberung der russischen Staatsmacht durch die Bolschewisten, bzw. “durch das Bündnis des Proletariats mit der armen Bauernschaft” (S. 52), ein großer Teil des alten Staatsapparates zunächst fortexistierte. Er schreibt dazu, dass das Proletariat den bürgerlichen Staatsapparat in der von ihm erhofften Revolution “in einer ersten Phase durch einen völlig anderen, proletarischen Staatsapparat ersetzen und [diesen] dann in späteren Phasen” auf dem Weg zum Kommunismus selbst zerstören müsse (ebd.). Sein Universalismus schimmert durch: Auf dem Weg zur klassenlosen Weltgesellschaft muss alles Hergebrachte aufgelöst werden. Als Identitäre interessiert uns weder die Ersetzung des repressiven Staatsapparates durch einen anderen, noch dessen Auflösung; wir halten die Frage nach der Wirtschaftsform zunächst für zweitrangig und bewerten die Rolle des repressiven Staatsapparates danach, ob er sich in der Hand der Globalisten oder in der Hand des Volkes befindet, d.h. danach, ob er dem Großen Austausch dient oder ihn bekämpft. Die Tatsache, dass selbst die konservativsten unter den Organen des repressiven Staatsapparates (Verfassungsschutz etc.) dem Großen Austausch dienen, zeigt, wie stark die Macht der Globalisten zurzeit ist.
Die ISA
Auf Grundlage seiner Rekonstruktion der marxistisch-leninistischen Staatstheorie führt Althusser nun einen neuen Begriff ein: Neben dem einen repressiven Staatsapparat, den er als Konzept bei Marx und Lenin angelegt sieht, existieren für ihn verschiedene Ideologische Staatsapparate (ISA). Deren Existenz hätten die Marxisten zwar in ihrer Praxis berücksichtigt, sie aber nie in die marxistische Theorietradition integriert. Der Sache am nächsten sei der italienische Kommunist Antonio Gramsci gekommen: “Gramsci ist meines Wissens der einzige gewesen, der jenen Weg begangen hat, den wir hier einschlagen. Er hatte jenen ‘einzigartigen’ Gedanken, dass der Staat sich nicht auf den (repressiven) Staatsapparat reduzieren lässt, sondern dass er auch eine Reihe von Institutionen der ‘Zivilgesellschaft’ umfasse” (S. 53.). Doch habe Gramsci diesen Gedanken nie systematisch ausformuliert; dies gelte es nun nachzuholen.
Im Gegensatz zum repressiven Staatsapparat, der “auf der Grundlage von Gewalt funktioniert” (S. 54), funktionieren die Ideologischen Staatsapparate (ISA) “durch den Rückgriff auf Ideologie” (S. 56). Althusser zählt zu den ISA: Die Kirchen, das Bildungssystem, die Familie, die Justiz, das politische System samt aller Parteien (inkl. der KP), die Interessensverbände (inkl. der Gewerkschaften), den Informationsapparat und die gesamte kulturelle Sphäre. Dies gilt es betont zu wiederholen: Für Althusser sind solche scheinbar grundverschiedenen Institutionen wie die Katholische Kirche, eine internationale Privatschule, die euorpäische Klein-/Rumpffamilie, der migrantische Familienclan, eine Rechtsanwaltskanzlei, das Parlament, eine konservative Partei, eine linke Gewerkschaft, eine Computerfachzeitschrift, ein großer Buchverlag (und heute: Internetmedien wie Youtube, Netflix und Twitter) Ideologische Staatsapparte und damit Teil des Staates der herrschenden Klasse.
Der repressive Staatsapparat ist öffentlich, während die ISA öffentliche wie auch private Institutionen umfassen. Die Unterscheidung zwischen Öffentlichem und Privatem trifft jedoch auf die ISA nicht zu, weil sie eine Unterscheidung des bürgerlichen Rechtes ist. Die ISA sind als Staatsapparate jedoch als Teile des Staates anzusehen, und der Staat, der immer Staat der herrschenden Klasse ist, steht über dem bürgerlichen Recht und jener Unterscheidung; er selbst “ist vielmehr die Bedingung jeder Unterscheidung zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten.” (ebd.) Als ISA sind scheinbar private Institutionen wie die Familie oder etwa auch ein komerzieller Fernsehsender für Althusser ebenso Teil des Staates der herrschenden Klasse wie die Polizei oder der Staatsfunk.
Die wesentliche Unterscheidung zwischen (öffentlichem) repressivem Staatsapparat und (öffentlichen/privaten) Ideologischen Staatasapparaten ist also, dass dieser in letzter Instanz auf Gewalt zurückgreift, jene auf Ideologie. Dies schließt nicht aus, dass der repressive Staatsapparat ebenso Ideologie anwendet, teils in erheblichem Maße (z.B. innerhalb von Polizei und Armee; man bedenke zudem die staatliche Anrufung nationaler Gefühle durch Fahnen und Hymnen, etc.), und es schließt ebensowenig aus, dass auch die ISA Repressionen anwenden, etwa durch Bestrafung in der Schule, Exkommunikation in der Kirche oder Zensur in den kulturellen bzw. informativen ISA. Während der repressive Staatsapparat Abweichungen von der Gesellschaftsformation (der Klassenherrschaft) gewaltsam unterbindet, stellen die ISA die freiwillige Unterwerfung der beherrschten unter die herrschende Klasse sicher.
Indem repressiver Staatsappart und ISA jedoch auch immer in geringerem Maße auf das jeweils andere Herrschaftsmittel (Repression/Ideologie) zurückgreifen, verzahnen ihre Funktionen sich – etwa ruft die Schule die Polizei, um Schulschwänzer aufzuspüren – und es bilden sich institutionelle und personelle Überschneidungen. Gleichzeitig ergibt sich somit eine Hierarchie: Die Familie als ISA greift beispielsweise unter Umständen auf Repressionen zurück, z.B. in der körperlichen Züchtigung der Kinder. Das Jugendamt kann die Kinder jedoch aus der Familie wegnehmen – wenn nötig, mithilfe der Polizei. Als Teil des repressiven Staatsapparates besitzt ein Jugendamt folglich höhere repressive Kraft als die Familie als ISA. Ebenso verblasst jedoch die ideologische Kraft des repressiven Staatsapparates gegenüber der der ISA. Dies vermag für uns ein jüngeres Beispiel aus der deutschen Geschichte zu illustrieren: Der anschwellende ideologische Widerstand in den ISA (Kirche, Bürgerinitiativen) der DDR vermochte es, unterstützt durch ideologische Schützenhilfe aus dem Westen, die marxistisch-leninistische Ideologie der repressiven Staatsapparate (Volkspolizei, Stasi, Verwaltung) zu besiegen und das Volk schließlich massenweise zu friedlichen Großdemonstrationen auf die Straße zu treiben.
Die ISA sind äußerst komplex und divers, widersprechen sich in ihren Ideologien teilweise und ergänzen sich in anderen Aspekten. Was ihnen jedoch allen gemein ist, ist das Funktionieren im Dienste der herrschenden Klasse und ihrer – der herrschenden – Ideologie. Für Althusser ist die herrschende Klasse die bürgerlich-kapitalistische und ihre Ideologie letztlich die des westlichen Liberalismus, ob in seinen progressiven, sozialdemokratischen oder konservativen Ausgestaltungen.
Im Kampf zwischen der herrschenden Klasse (den Globalisten) und der beherrschten Klasse (dem Volk) dienen die ISA jedoch nicht nur der herrschenden Klasse als Waffe zur Durchsetzung ihrer Ideologie, sondern sie werden auch selbst zum Kampfplatz und potentiellen Ort des Widerstands. Zum einen können die vormals herrschenden Klassen sich dort oft bis zu einem gewissen Grade halten und ihrerseits den neuen Herrschern Kompromisse abringen. Man denkt an die verbleibenden Wertkonservativen in der CDU/CSU und erkennt, dass es sich bei solchen Kompromissen stets nur um Rückzugsgefechte handeln kann. Zum anderen jedoch kann die eigentlich beherrschte Klasse dort “Kampfpositionen erobern” (S. 59). Althusser erweist sich hier als einer der Vordenker des Marsches durch die Institutionen, auch wenn er sicher nicht geahnt hat, dass die von den ‘68ern eroberten Kampfpositionen sich allesamt nicht als Kasematten des Proletariats, sondern des Globalismus herausstellen sollten.
Zusammenfassend können wir die ISA als die Gesamtheit aller Institutionen bezeichnen, in denen die Herrschaft der herrschenden Klasse oder des herrschenden Klassenbündnisses durch Rückgriff auf Ideologie sichergestellt wird. Da der anti-identitäre Althusser nicht zu unterscheiden vermag zwischen identitätsstiftenden und identitätszerstörenden Funktionen der jeweiligen Institutionen, reduziert er sie restlos auf die Unterwerfung unter das Kapital. Im Rahmen dieser Reduktion stellt er jedoch sehr schön dar, dass die Funktionen der grundverschiedenen ISA tatsächlich genau darin miteinander übereinstimmen sind, dass sie “funktionieren”, d.h., dass sie die Unterwerfung der beherrschten unter die herrschende Klasse sicherstellen.
Seine nihilistische Perspektive können wir dabei durchaus als wahre Tendenz unserer Gesellschaft unterstellen: Alle ISA entwickeln sich zunehmend zu Orten, an denen ein anti-identitäres nihilistisches Subjekt produziert wird, für welches “Geschlecht” nur ein Wort im Personalausweiß, “Familie” nur eine erweiterte WG und “Nation” nur ein zufälliger Wirtschaftsstandort darstellen soll. Alle potentiell identitätsbefördernden öffentlichen Institutionen (Bildungssystem, Kirchen, Verbände) werden solange systematisch zerstört, wie sie noch zumindest konservativ wirksam werden, und sie werden gefördert, sobald sie die globalistische und universalistische Agenda propagieren. Was wir als “Metapolitik” zu verstehen gelernt haben, ist der Kampf um die Hegemonie in den Ideologischen Staatsapparaten. Im Folgenden wollen wir uns drei der von Althusser aufgezählten ISA genauer ansehen: Familie, Kirche und Bildungssystem.
Familie
Um seinen universalistischen, d.h. letztlich überhistorischen, Vorannahmen gerecht zu werden, muss Althusser seine Gegenwartsbeobachtungen – denen man durchaus zustimmen kann, auch in Bezug auf den Zustand der Familie – in die Vergangenheit projizieren. In seiner Vorstellung kann es keinen vorideologischen Zustand gegeben haben; seit den frühesten Anfängen waren menschliche Gesellschaften für ihn Klassengesellschaften, alle Bluts- und Glaubensbande dienten ausschließlich der Unterwerfung der beherrschten Klasse. Die Familie kann folglich nie etwas anderes gewesen sein als eine Ort der “Aufzucht und Erziehung der Kinder, durch die sich der Proletarier als Arbeitsskraft reproduziert (in x Exemplaren)” (S. 41), also eine Menschenfabrik und ein ISA. Althusser schreibt dazu Folgendes:
“Jeder weiß doch, wie stark und auf welche Weise das Kind erwartet wird, dessen Geburt bevorsteht. Damit wird, ganz prosaisch, ausgesagt (wenn wir uns darauf verständigen, an dieser Stelle die ‘Gefühle’ beiseite zu lassen, d.h. die väterlichen, mütterlichen, ehelichen oder geschwisterlichen Formen der familialen Ideologie [!], in denen das Kind, dessen Geburt bevorsteht, nach seiner Zeugung ‘erwartet’ wird): Es steht von vorneherein fest, dass es den Namen seines Vaters tragen wird, also eine Identität haben und durch niemanden zu ersetzen sein wird. […] Es ist eigentlich ganz unnötig, noch explizit zu sagen, dass diese familiale ideologische Konfiguration in ihrer Einmaligkeit doch fest durchstrukturiert ist und dass [das Kind] in dieser unerbittlichen, mehr oder weniger ‘athologischen’ […] Struktur ‘seinen’ Platz ‘finden’ muss, d.h. zu dem sexuellen Subjekt (Junge oder Mädchen) werden muss, dass es bereits im Vorhinein ist.” (S. 90f.)
Der ganze geheimnisvolle und wunderschöne Prozess der Empfängnis und Geburt, weiterhin das gesamte Familienleben, geht für Althusser in der Funktion auf, der kapitalistischen Gesellschaftsformation neue “Subjekte” zuzuführen. Für ihn gibt es keine natürliche Familie, die aus den kapitalistischen Zwängen befreit werden könnte – wie das die alten Marxisten noch teilweise vertraten – sondern die Familie selbst ist ein Herrschaftsinstrument. Es ist, als würde die Feuerwehr nicht das brennende Dach löschen, sondern gleich das ganze Haus abreißen: “Häuser sind ein Problem, denn sie können brennen. Lasst uns die Stadt einebnen.”
Können wir trotzdem mit Althussers Analyse mitgehen? Die Antwort ist ganz unintuitiv: Ja. Tatsächlich müssen auch wir dafür zunächst unsere positiven Assoziationen mit der Familie temporär suspendieren, und wir stellen erschrocken fest, dass die von Althusser behauptete Funktion der Familie zwar nicht deren überhistorische Wahrheit, aber mit Sicherheit den Trend ihrer Entwicklung darstellt. Die Familie als neutraler ‘Ort, an dem Verantwortung füreinander übernommen wird’, der jede verbindliche identitätsstiftende Rolle verlieren und ‘selbstbestimmte Individuen’, d.h. Humankapital hervorbringen soll, ist längst gesellschaftliche Realität, sowie explizites Ziel der hegemonialen Familienpolitik. Wie in Althussers zynischer Darstellung, hat sich auch in der Realität die Familie als Funktionszusammenhang im kapitalistischen Staat (letztlich als rechtliches Verhältnis zwischen Bürgern) verselbständigt, von ihrem lebensweltlicher und moralischen Tradition gelöst und existiert nurmehr als reines Subsystem der globalistischen Matrix fort. Diese entweiht, in den Worten des Kommunistischen Manifests, beständig alles Heilige, verdampft alles Stehende und Ständische und reduziert die Familie auf einen privatisierten Kinderhort.
Wir sehen also, dass wir Althussers Betrachtung beinahe komplett teilen können, wenn wir unsere intuitive Abneigung gegen seinen scheinbaren Zynismus überwinden und unseren romantische Hoffnung auf die Möglichkeit einer zurückgezogenen “Arche” (Sellner) ablegen. Auch eine konservative und patriotische Familie dient letztlich dem globalistischen Staat als Reservoir an Humankapital und als Abnehmer für Konsumgüter; gerade die gut ausgebildeten und erfolgreichen “konservativen” Maschinenbauingenieure und Betriebswirtschaftler sind in diesem Sinne gern gesehene Bürger, solange und weil sie die Staatsmacht in den anderen ISA nicht in Frage stellen. Dies ist gewährleistet, insofern die weniger autoritären unter ihnen der globalistischen Indoktrination ihrer Kinder nichts entgegensetzen, während die autoritäreren ihre Kinder wiederum zu metapolitisch nutzlosen, aber zahlungskräftigen Ingenieuren und Betriebswirtschaftlern erziehen.
Als Ort der Fortpflanzung und Weitergabe von Identität ist die Familie somit in einem beständigen Rückzugsgefecht befangen, zumal die ökonomischen Belastungen und die Selbstverwirklichungsideologie schon ausreichen, um den meisten Geringverdienern den Wunsch nach Kinderreichtum auszutreiben. Somit machen sie die Arbeiterviertel frei für geburtenstärkere Migranten mit geringeren Kompetenzen und Ansprüchen. Die besserverdienenden autochthonen Familien sind entweder fest im Griff der globalisitischen Ideologie – dienen also buchstäblich als deren Reproduktionsstätten –, haben dieser nichts entgegenzusetzen (konservative Eltern, deren Kinder in der Schule mit ‘Refugees Welcome’ indoktriniert werden), oder ziehen ihrerseits metapolitisch machtlose Konservative heran. Somit ist die Familie in der paradoxen Situation, gleichsam notwendige Voraussetzung für die Fortexistenz des Volkes zu sein und, als ISA, einer seiner schärfsten Feinde und am härtesten umkämpften Kampfplätze seiner Unterdrückung zu sein.
Kirche
Althusser ist sich bewusst, dass die Kirche im Frankreich von 1970 nurmehr eine untergeordnete Rolle spielt. Doch in der vorkapitalistischen Gesellschaftsformation – „in den Gesellschaftsformationen, die auf der ‚Leibeigenschaft‘ als Produktionsweise beruhen (die gewöhnlich als ‚feudal‘ bezeichnet werden)“ (S. 62f.) – „die Kirche (der religiöse ISA) eine Reihe von Formationen miteinander verband, die heute mehreren voneinander unterschiedenen ISA zugewiesen werden, die in dieser Unterschiedlichkeit gegenüber der von uns angesprochenen Vergangenheit einfach neu sind.“ (ebd.) Die Kirche vereinte neben religiösen auch schulische und kulturelle Funktionen und stellte somit war nicht der einzige – neben Kirche und Familie spricht Althusser auch von proto-interessenverbandlichen ISA (z.B. die Freimaurer) und proto-politischen ISA – aber doch der mächtigste und daher der „herrschende ISA“.
Ähnlich wie bei der Familie können wir als Identitäre Althussers Analyse strukturell teilen und gleichzeitig fundamental widersprechen. Selbstverständlich können wir der Kirche als zentraler Institution der abendländischen Kulturgeschichte eine weitaus größere Rolle zumessen als die der bloßen ideologischen Machtsicherung – und dies unabhängig davon, ob wir gläubig oder atheistisch sind. Für uns hat sie als historisch formende Kraft des abendländischen Menschentypus objektiv identitätsstiftende Funktion. Unbenommen ist allerdings, dass heute insbesondere die großen Kirchen tatsächlich ihren politische und „ideologische“ Herrschaftsanspruch weitgehend verloren haben und ihren schwindenden Besucherzahlen dieselbe universalistische Agenda aufschwatzen wie das Fernsehen, während sektenhafte Freikirchen das verbleibende Potential überzeugter Christen auffangen.
Im Gegensatz dazu „ist es absolut evident, dass es in der historisch vorkapitalistischen Periode […] einen herrschenden ISA gegeben hat, nämlich die Kirche. […] Wenn der gesamte ideologische Kampf vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, von den ersten Erschütterungen der Reformation angefangen, sich auf einen antiklerikalen und antireligiösen Kampf konzentriert hat, so war das kein Zufall, sondern es vollzog sich entsprechend der herrschenden Rolle des religiösen ISA. Die Französische Revolution hatte vor allem als Ziel und als Ergebnis […] dass der ISA Nr. 1 zerschlagen wurde: die Kirche.“ (S. 64) Die Durchsetzung der bürgerlichen, d.h. der kapitalistischen Macht konnte nicht erfolgen, ohne die Kirche weitgehend zu entmachten und ihrem vormaligen Monopol auf Bildung, Kultur, Information, etc. säkulare Institutionen entgegenzustellen. Dies bringt uns zu demjenigen ISA, den Althusser für den wichtigsten hält: Die Schule.
Bildungssystem
Althusser schreibt zu einer Zeit, als in Frankreich die Mehrheit der Schüler noch im Jugendalter das Bildungssystem verlässt und in die Arbeitswelt entlassen wird. Für ihn ist daher die Schule der herrschende ISA. Hingegen fängt gegenwärtig über die Hälfte der jungen Deutschen eines Jahrganges ein Hochschulstudium an; zudem wurde das Studienniveau durch Einführung der Bachelorstudiengänge wesentlich herabgesenkt und verschult. Wir können daher Althussers Einschätzung der Schule (wozu er die franz. Vorschule mitzählt) als herrschendem ISA problemlos auf das ganze Massenbildungssystem von Kindergarten bis Masterstudium ausweiten.
Ausgehend von der Schilderung, dass die Bourgeoisie im Laufe des langen 19. Jahrhunderts die Kirche ideologisch entmachtete, sagt Althusser Folgendes: „Es ging dabei um die Etablierung der bürgerlichen Hegemonie über die Funktionen, die vormals die Kirche ausgefüllt hatte – und dies vollzog sich vor allem durch die Schule.“ (S. 64) Indem sie der vormaligen Vormacht der Kirche über das Denken heranwachsender Generationen an sich riss, konnte die bürgerliche Klasse trotz aller Rückschläge und Konterrevolutionen ihre ideologische Hegemonie (synonym: ihre metapolitische Macht) langfristig sichern. Der politische ISA der Bourgeoisie, das Parlament, wurde zwar in der Frühzeit der Franz. Revolution und dann mit Unterbrechungen und Rückschlägen immer wieder zur politischen Machtausübung verwendet, der schulische ISA war hingegen seit seiner Etablierung stets in bourgeoiser Hand.
Nur „in der ideologischen Vorstellung, welche die Bourgeoisie sich selbst und den Klassen, die sie ausbeutete, vermitteln will, [ist] der beherrschende ISA […] nicht die Schule, sondern der politische ISA, nämlich das Regime der parlamentarischen Demokratie, ergänzt um das freie und allgemeine Wahlrecht und die Kämpfe der Parteien.“ (S. 65) Da die Bourgeoisie die politische Macht im Staat hat und den herrschenden ISA – das Bildungssystem – kontrolliert, stellen Parlament und Parteiensystem vielmehr ein großes politisches Schauspiel dar, in welchem mal die eine und mal die andere Fraktion das Wort und die scheinbare Macht erhält, um am Ende doch die Wünsche der wirtschaftlich Mächtigen auszuführen. Gleichzeitig müssen jedoch sowohl Bourgeoisie als auch Proletariat fest daran glauben, dass das politische System eines der Freiheit und Gleichheit ist und dort jeder potentiell zu seinem Recht kommen kann; es ist gewissermaßen die zentrale Funktion des politischen ISA, genau diese Rechtfertigung für das System aufrechtzuerhalten.
Hingegen konnte die Bourgeoisie im Zweifelsfall auch immer ohne parlamentarische Demokratie regieren. Althusser führt mehrere Beispiele aus der französischen Geschichte auf, sowie die jahrhundertelange Kooperation der englischen Bourgeoisie mit dem Adel und schließlich die deutsche Geschichte: Die deutsche Kapitalistenklasse herrschte im ausgehenden 19. Jahrhundert durch den preußischen Adel (Kaiserreich), ging nach dem Ersten Weltkrieg durch eine kurze Phase der parlamentarischen Republik und herrschte dann im Dritten Reich durch den Nationalsozialismus. Insofern lässt sich mit Althusser das Deutsche Kaiserreich als moderne Gesellschaft mit lediglich aristokratischem Anstrich deuten, der NS als völkisch-ideologisch verkleidete Herrschaft der imperialistischen Bourgeoisie.
Aus dieser Perspektive ist es für den Machterhalt der Bourgeoisie jedoch letztlich egal, durch welchen politischen ISA sie herrscht – solange sie das Bildungssystem kontrolliert, hat sie die Herrschaft sicher. Eine enorme Masse von Schülern aller Schichten bekommt täglich „in herrschende Ideologie verkleidetes Know-how (Französisch, Rechnen, Naturkunde, Wissenschaften, Literatur) oder aber ganz einfach die herrschende Ideologie im reinen Zustand (Moral, Staatsbürgerlehre, Philosophie).“ (S. 67f.) Je nach Grad der Verinnerlichung und Beherrschung sowohl der Ideologie als auch des Know-hows fallen die Schüler dann entweder schrittweise aus dem Bildungssystem in die Produktion oder – heute viel häufiger – schreiten voran in die höheren Bildungsinstitutionen, wo sie zu „unteren und mittleren Kadern, Angestellten, unteren und mittleren Beamten“ ausgebildet werden; ein kleiner Teil erreicht die Gipfel und bildet die nächste Generation an „Agenten der Ausbeutung (Kapitalisten, Manager), Agenten der Unterdrückung (Militärs, Polizisten, Politiker, Verwaltungsfachleute usw.) oder Berufsideologen (Priester aller Art).“ (ebd.)
Nun kann man diesen Zustand für eine vor-globalistische Gesellschaft gut oder schlecht heißen: Man kann die Herrschaft der Bourgeoisie über das Proletariat als verdiente und gerechtfertigte Meritokratie verstehen oder als Unterdrückung und Ausbeutung. Man kann die Klassenherrschaft auch akzeptieren unter der Prämisse, dass sie eine nationale Kultur von großem Wert hervorbringt, oder auch schlicht, weil man sozialistische Projekte für zum Scheitern verurteilt erachtet. Völlig anders ist die Lage jedoch in unserer Situation, in der der alte (modern-national-kapitalistische) Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat durch einen neuen (postmodern-transnational-globalistischen) Klassenkampf zwischen Globalisten und Volk ersetzt wird. Auch die scheinbar neutralen Agenten von Politik und Wirtschaft entpuppen sich täglich als globalistische Akteure; sie müssen aber zunächst hinter der Betrachtung des Bildungssystems als herrschendem ISA zurücktreten.
Generell müssen wir Althussers Strukturkategorien nur auf unsere veränderten Verhältnisse anwenden, und wir erhalten ein glasklares Bild unserer Lage: Im Kindergarten werden Kinder identitätsübergreifend aufgenommen und mit Vielfalt und Gender Mainstreaming konfrontiert. Dies zieht sich durch die Schulzeit, in der die universalistische Ideologie sich in “Know-How” verkleidet: Im Englischunterricht wird das Ende der Apartheid behandelt, im Spanischunterricht die Gräuel Francos beweint, im Geschichtsunterricht die Schandtaten Deutschlands bereut, im Politikunterricht aus denselben Schandtaten die globale Verantwortung Deutschlands und der Austausch der Deutschen gerechtfertigt, usw. Die MINT-Fächer werden zwar von Konservativen oft als Refugien der Vernunft betrachtet, doch die angemaßte Stärke derer, die über die “Laberfächer” lästern, verdeckt nur ihre offenkundige Schwäche, der universalistischen Indoktrination Eigenes entgegenzuhalten; sie geben sich geschlagen und ziehen sich ins Private zurück, finanzieren später über Steuern die Indoktrinierung ihrer eigenen Kinder. Derweil ist ein Großteil der bildungspolitischen Entscheidungsträger und des „Bodenpersonals“ von der globalistischen Ideologie vollends überzeugt. Die Opposition, die es gibt, ist entweder vereinzelt oder marginalisiert und wird schlicht ignoriert oder auch neutralisiert, wenn sie zu renitent wird.
Im postschulischen Bildungssystem ist das Weiterkommen wiederum strikt an die Internalisierung der globalistischen Ideologie geknüpft, sowie an ihre vorpolitischen Voraussetzungen (etwa, Kind der globalistischen urbanen Mittelschicht zu sein): “koste es, was es wolle, kommen sie ein Stück weiter, um dann unterwegs ‘herauszufallen’ und die Posten der unteren und mittleren Kader […] zu besetzen. Ein letzter Teil erreicht die Gipfel […] Agenten der Ausbeutung, Agenten der Unterdrückung, Berufsideologen.” (S. 68) Agenten der Ausbeutung und der Unterdrückung müssen wir identitär als Agenten des globalen Kapitals und seiner staatlichen Repressivorgane deuten, also etwa leitende Angestellte in internationalen Banken und Konzernen sowie Verfassungsschützer, die patriotische Opposition kriminalisieren. Die Hohepriester umfassen neben den Professoren an den unversalistischen (d.h. an allen) geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Lehrstühlen inklusive der neoliberalen Wirtschaftswissenschaften noch die Akteure der deutschen Erinnungskulturindustrie die globalistischen Kader in den Parteien und Interessenverbänden, sowie aller anderen ISA mit Bildungsauftrag.
Wie wir sehen, ist das Bildungssystem tatsächlich komplett in globalistischer Hand und leistet, insofern es alle ökonomischen, politischen und ideologischen Eliten ausbildet, Unglaubliches für die metapolitische Macht der Globalisten. Dies liegt daran, dass sie in den konkreten Institutionen des Bildungssystems die Oberhand haben. Wenn wir diese Erkenntnis ernstnehmen, lässt sich daraus nur ableiten, dass möglichst viele Konservative und Patrioten seit Jahrzehnten in den herrschenden ISA drängen und Sozialpädagogen, Lehrer, Soziologen und Pädagogikprofessoren hätten werden müssen. Weil sie dies nicht getan haben und das Bildungssystem den linken Ideologen – und damit dem Globalismus – überließen, müssen wir anders Einfluss auf die heranwachsende Generation gewinnen. Glücklicherweise ist dies in unserem Milieu bereits bekannt, und es entstehen fortlaufend gegenkulturelle Projekte.
Was wir von Althusser über das Funktionieren der Ideologe an sich lernen können, wird Inhalt des nächsten Artikels sein. Vorher zwei kurze Exkurse:
Exkurs 1: Eine neue Gesellschaftsformation
Wir sahen bereits, dass eine ernsthafte Anwendung der althusserschen Gesellschaftstheorie auf die heutige Situation einen radikalen Bruch mit seinen marxistischen Grundannahmen erforderlich macht: Während eine in sich geschlossene und relativ homogene Industriegesellschaft durchaus als kapitalistische Gesellschaftsformation betrachtet und auch kritisiert werden konnte, verbietet heute alleine der Grad der internationalen Vernetzung aller Wirtschaftszweige jede konzeptuelle Teilung einer Nation in Bourgeoisie und Proletariat. Vielmehr muss vom Globalismus als einer neuen Gesellschaftsformation gesprochen werden, in welcher sich Globalisten und Volk gegenüberstehen. Im exportorientierten Deutschland hat die globalistische Klasse eindeutig die Oberhand; und doch sind es – ob der Exterritorialität der Globalisten – vornehmlich nationale Eliten, durch die der Große Austausch umgesetzt wird. Ungarn eignet sich als Gegenbeispiel: Sind die nationalen Eliten gewillt, kann der Austausch einfach angehalten werden.
Dies bietet Raum für zwei Thesen: In der kapitalistischen Gesellschaftsformation ging es um die Akkumulation von Kapital, welches sich als Konzentration von Produktionskapazitäten, entsprechend von Fabriken, Arbeitern und Rohstoffquellen manifestierte. Dafür musste zwar im Rahmen technischer Rationalisierung die ideologische Macht der Kirche gebrochen werden, doch dienten die eigentlich vormodernen Phänomen Volk und Familie, insofern sie loyale Arbeiter produzierten, weiterhin als Machtbasis der Kapitalistenklasse und wurden daher in die moderne Gesellschaft hinüber gerettet. Die bürgerlichen ISA achteten daher peinlich genau darauf, Volk und Familie im Rahmen der kapitalistischen Nation aufrechtzuerhalten, teils zwecks Krisenkonsolidierung totalitär zu verabsolutieren (NS).
In der globalistischen Gesellschaftsformation geht es weiterhin um die Akkumulation von Kapital, welches sich jedoch als größtmögliche Streuung von Eigentumstiteln und Besitzanteilen, am besten in Form rein abstrakter Finanzprodukte darstellt. Ein national fühlendes Proletariat ist nurmehr hinderlich, insofern es sich der ständigen räumlichen Verlagerung von Kapital in den Weg stellen kann. Hingegen eine atomisierte urbane Selbstverwirklichungsgesellschaft ohne Kinder, aber mit verfügbarem Einkommen, dient als flexibles Reservoir mobiler Arbeitskräfte und stetiger Abnehmer neuer Produkte viel eher den Ansprüchen globalistischer Shareholder. Das neu entstehende Dienstleistungsproletariat wird mit Migranten gefüllt, deren höhere demographische Kraft schrittweise die nach oben und in die Vorstädte fliehende autochthone Bevölkerung austauscht. Das akkumulierte Kapital der globalistischen Gesellschaftsformation hat mit dem Kapital der kapitalistischen Gesellschaftsformation nur noch gemein, sich als Geldsumme auszudrücken. Seine reale Erscheinung hingegen ist die eines sterbenden Konsumentenvolkes und eines wachsenden Migrantenprekariats.
Exkurs 2: Staatszerfall und Antifa
Die Antifa verdient ihren eigenen Artikel. Grundsätzlich muss sie sowohl als Ideologischer Staatsapparat verstanden werden, der den Globalismus als erstrebenswert und irgendwie links verkauft; gleichzeitig geht ihr Aktivismus jedoch weit über das Maß an Repression hinaus, welches einem ISA zusteht. Daher erfährt sie selbst regelmäßig Repressionen vom offiziellen repressiven Staatsapparat, wenn sie sich gegen jenen wendet. Wenn sie sich hingegen gegen Patrioten und Identitäre wendet, ihre Feindbestimmung also mit derjenigen der herrschenden Klasse identisch ist, darf sie mit stillschweigender Zustimmung aus den medialen ISA und sogar mit staatlicher Finanzierung rechnen. Es handelt sich also um einen inoffiziellen zweiten repressiven Staatsapparat – eine Art Hilfspolizei samt Hilfsgeheimdienst – der den radikalen (d.h. den linksradikalen) Globalisten in den ISA direkt untersteht und zum offiziellen repressiven Staatsapparat in Konkurrenz steht. Man muss bei diesem Phänomen eindeutig von einem Anzeichen des Staatszerfalls, letztlich der staatszersetzenden Wirkung der globalistischen Ideologie sprechen.
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