Das Ende der AfD und die bürgerliche Angst
Aus dem Archiv, urspr. erschienen im April 2016
Seit dem eminenten Wahlerfolg der AfD in Sachsen-Anhalt befindet sich das neue Flaggschiff der Bundespartei in medialem Dauerfeuer. Das Ziel ist klar: es soll aus der „Armada“ gedrängt, die Partei gespalten und ins offene Meer zerstreut werden. Seit Wochen werden die Lunten gelegt und die Sprengkabel gezogen. Eine mediale Inszenierung wird vorbereitet, die wohl beim ersten passenden Anlassfall generalstabsmäßig abgespielt werden soll. Ihr Erfolg soll das Ende der AfD und die komplette Spaltung des deutschen patriotischen Lagers sein. Wie dieses durchschaubare Spiel angelegt ist, möchten wir in folgendem Artikel beschreiben, der sich hoffentlich nicht als prophetisch erweisen wird.
Die Akteure in diesem Spiel sind längst klar und wurden medial aufgebaut. Wie zu sprengende Fabrikschlote sind sie in einer konditionierten Assoziationskette aneinander gebunden. Da ist einerseits die „Neue Rechte“ zu der Götz Kubitschek, Jürgen Elsässer, Ein Prozent und die IB gezählt werden, sowie die Bürgerbewegungen um PEGIDA. Seit mehreren Monaten werden sie von den Medien als „Stichwortgeber“ oder „Aufhetzer“ beschrieben, die „mit ihren Worten“ die böse Stimmung erzeugten, welche sich in „Anschlägen“ auf Asylantenheime entladen würde. All diesen neurechten Akteuren wird vorgeworfen, sich bloß taktisch von NS und NPD zu distanzieren.
Seit einigen Wochen erleben wir zudem einen nie dagewesenen, starken medialen Fokus auf diese neurechten Zusammenhänge. Insbesondere Götz Kubitschek wird von „Graue Eminenz“ über „Spiritus Rector“ mit allen möglichen bedeutungsschwangeren Titeln bedacht. Viele Blogs, Akteure und Initiativen werden ins mediale Rampenlicht gezogen. Diese große Aufmerksamkeit ist einerseits natürlich schmeichelhaft und förderlich für unsere Ziele, jedoch muss man als politischer Stratege, der stets den Blick auf das Ganze behält, einen Teil des besagten Plans erkennen.
Man will uns missbrauchen
Wir werden bewusst großgeschrieben. Wir werden bewusst in den Fokus der Medien gelenkt. Man baut uns für eine Rolle auf, die wir in ihrem Narrativ spielen sollen. Ich kenne das Spiel nur zu gut aus Österreich. Die „Rechten“ außerhalb der FPÖ sind immer nur dann wirklich interessant und gut für ein Foto, wenn man die große Partei auch „mit auf das Bild“ bekommt. Die einen umkreisenden Kameras wollen dich eigentlich nicht als Hauptperson, sondern stets nur als Statist in einem konstruierten Zerrbild, dessen eigentliches Zentrum die Partei ist.
So zumindest stand es in Österreich um das altrechte, nationalistische Lager, bevor mit der IBÖ ein völlig neuer Akteur die politische Landschaft betrat. Ganz bewusst stiegen wir aus diesem Karussell der Eitelkeiten aus, in dem Rechte oft die eigene Bedeutung im abgekarteten Spiel der Medien mit Bedeutung an sich verwechseln. Wir meiden Parteiveranstaltungen oder Anbiederungsversuche und bieten den Medien nach Möglichkeit keinen „Schusswinkel“, in dem sie die Partei mit uns bedrängen können. (Dass sich das nicht immer vermeiden lässt, zeigt die Aktion in Graz. Die insgesamt akzeptable Reaktion der Partei zeigt jedoch, dass unsere klare Haltung in den letzten Jahren Früchte trug.). Getrennt marschieren und vereint schlagen – das ist die Devise.
In Deutschland spielt die NPD, die in politischer Bedeutungslosigkeit verschwindet, seit Jahren bewusst und damit schäbig den Beelzebub im Polit-Theater der BRD. Die „Zweitstimmen“-Kampagne im Wahlkampf ST zeigt, dass sie sich vollkommen dessen bewusst sind, dass ihnen nur dann mediale Aufmerksamkeit zuteil wird, wenn man damit der AfD oder anderen patriotischen Kräften schaden kann. (Das hat leider etwas von jenen aussätzigen Prostituierten, die sich von Feldherren bezahlen ließen, um belagerte Städte einzuschleichen und die Insassen anzustecken.) Die klaren und scharfen Abgrenzungen gegenüber der NPD und der JN aus dem neurechten Lager haben diese Organisationen sich damit selbst zuzuschreiben.
Der Masterplan
Nachdem ich die mediale Berichterstattung über die AfD in den letzten Wochen beobachtet habe, vermute ich folgenden Plan: In Sachsen-Anhalt soll, symbolisch für die Bundespartei, ein Exempel statuiert werden. Bestimmt werden seit geraumer Zeit Informationen gesammelt und Netzwerktheorien gesponnen. Man sieht bewusst zu, wie die Identitäre Bewegung, Ein Prozent und die gesamte Neue Rechte sich allmählich annähern und in Kontakt treten.
Die IBD soll hier wohl als eine Art „Sprenglunte“, Ein Prozent und die Sezession als Sprengkabel fungieren. Beim Eintreten irgendeines Anlassfalles, etwa einem der zahlreichen Fake-Brandanschläge, wird ein IB-Konnex konstruiert. Vielleicht findet sich aber tatsächlich auch irgend ein Spinner, der für die BRD-Eliten den deutschen Breivik macht.
In der Schockstarre dieses Anlassfalles soll der ganze Laden „hochgejagt“ werden. Die vorbereitete Mär vom „Klima des Hasses“ tritt in Kraft und erzeugt mit erfundenen Zusammenhängen eine Schockstarre, auf die eine Hetzkampagne und eine Repressionswelle folgt. Weite Teile der AfD sollen so mit der Neuen Rechten und der IB „in die Luft gejagt werden“. Ein Distanzierungsgeheul innerhalb der Partei bricht los, und bundesweit gibt es Spaltungstendenzen. Von den Pragmatikern und Karrieristen rettet sich wer kann, Idealisten verschanzen sich beleidigt in Lokalhoheiten.
Am Ende ist der aktive patriotische Aufbruch, der in den letzten Jahren im Niemandsland zwischen dem Multikulti-System und dem alten altrechten Nationalisten entstanden ist und identitäre Fragen erstmals mehrheitsfähig machte, zerschlagen. Ein Teil des zerstreuten Haufens sickert zurück in das rechtsextreme Sektenlager des Scheiterns, das sich wieder in ihrer Monopolstellung für Fragen nach Herkunft und Identität bestätigt sieht, während der andere Teil sich in die bundesrepublikanische Akzeptanz rettet und das Zuckerbrot genießt , das nach dem Peitschenschlag der Repression an die Willigen und Billigen ausgeteilt wird. Sie akzeptieren damit ihre Neutralisierung, Eingemeindung, Entschärfung und unterwerfen sich der Hegemonie des Multikulti-Dogmas. Die Armada ist zerstreut. Ein Keil hat das patriotische Lager geteilt. Der Boden, auf dem einwanderungskritische Positionen in den letzten 3 Jahren massenfähig wurden, ist wieder eine Todeszone, ein menschenleeres Niemandsland, das von den Lagerwächtern des geistig geteilten Deutschlands „sauber“ gehalten wird.
An diesem Horrorszenario, von dem ich mir selbst innig wünsche, dass es ein Gedankenspiel, eine krude Theorie bleibt, haben sowohl die abgehängten, gedemütigten und bedeutungslos gewordenen Szenehäuptlinge des altrechten Lagers, als auch die Multikulti-Meinungswächter Interesse.
Gefahr erkannt – Gefahr gebannt
Alle, die aber frei von Ideologien und jenseits von Ethnomasochismus oder Rassismus an einer Deutschen und Europäischen Zukunft arbeiten wollen, müssen dieses Szenario mit aller Kraft bekämpfen. Ist die Gefahr erkannt, ist sie bereits halb gebannt. Die Lunten müssen ausgetreten, die Sprengkabel zerschnitten, die aufgebauten Rollen und vorbereiteten Kontexte präventiv zerschlagen werden. In einigen Bereichen reicht es auch, das mediale Füllmaterial für diese absurden Assoziationsketten und „Netzwerktheorien“ einfach nicht mehr zu liefern. Ein getrenntes Marschieren von aktivistischen Bewegungen, Think-Tanks, Parteien und NGOs ist ebenso notwendig, wie es Schotten auf einem großen Dampfer sind.
Die größte Gefahr sehe ich allerdings in der Angst vor dieser Gefahr. Das beschriebene Szenario kann nur dann funktionieren, wenn die Akteure „mitspielen“ und sich in in die geplante Schockstarre treiben, und die verlangten reflexartigen Distanzierungen, Beschuldigungen, Aus- und Rücktrittsforderungen liefern. Dies kann nur dann verhindert werden, wenn man sich vorher gemeinsam der Problematik bewusst wird, und sich darauf einigt, von außen herbei konstruierte Skandale nicht für das parteitypische Intrigenspiel zu verwenden. Ein „Einmischungsverbot parteifremder Kräfte“ ist meiner Ansicht nach zumindest für gewisse Landtagsfraktionen der AfD das Gebot der ersten Stunde.
Im Bereich der patriotischen Aktivkräfte und der Gegenöffentlichkeit fordert dieselbe Gefahr ein Verbot der opportunistischen Distanzierung verbunden mit klaren inhaltliche Positionierung. Jedem im neurechten Lager ist klar, dass PEGIDA, IfS, Identitäre Bewegung, COMPACT, Eigentümlich Frei, die Preußische Allgemeine, Junge Freiheit, Sezession, Blaue Narzisse, etc. keine „Nazis“ sind. Ebenso wissen wir, dass NPD, die Rechte, die Überreste der Kameradschaftsszene und andere Gruppen oder Publikationen sehr wohl offen oder versteckt in der Tradition des Nationalsozialismus stehen. Drittens wissen alle, dass die Medien diese Trennlinie nicht ziehen und versuchen, jeden einzelnen Akteur der Neuen Rechten ins altrechte Lager zu schieben. Wir sollen als das „ich bin kein Nazi, aber…“-Lager mit Nazis gleichgesetzt werden. Nur wenn alle neurechten Akteure in diesem Spiel nicht mitmachen kann hier ein vereinter Block gebildet werden, der dem Druck widersteht. Im Zuge der allgemeinen Überorderung der „Nazikeule“ und im Aufwind einer nie dagewesenen Wut der Bevölkerung wäre es sogar sehr leicht diesem Druck zu widerstehen. Die eigenen Aktivisten und Leser sind längst bereit zu dieser Einheit und fordern sie lautstark ein.
Die Angst der Etablierten vor der Neuen Rechten
Hier braucht es Mut und eine klare, ehrliche weltanschauliche Positionierung. Leider zeigt man in den letzten Monaten wenig von beiden Tugenden. Weil man das Risiko dieser Sprengung, also das Risiko der Instrumentalisierung von IB, IfS, Ein Prozent, PEGIDA, etc. gegen die AfD und eine „bürgerliche Rechte“ sieht, vertritt man eine völlig übertriebene Immunreaktion. Diese artet immer mehr zu einer Autoimmunreaktion aus, die das ganze patriotische Lager schädigt. Der Spaltung und Distanzierung, die sie in ihren kommenden Kampagnen auslösen wollen, will man durch eine vorauseilende Abgrenzung, einen „Cordon Sanitaire“ zuvorkommen. Man will damit die drohende Sprengung so weit von sich und seinen bevorzugten AfD-Strukturen fortschieben, dass diese sie nicht erreicht. Aus den Glasfenstern des Elfenbeinturms will man dem Spektakel zusehen, und dann pflichtschuldig und nicht ohne verfassungspatriotischem Schauer auf seine bereits zuvor und daher erkennbar nicht als Reaktion verfasste Distanzierung verweisen.
Wir wollen im Abschluss dieses Artikels erklären, warum man damit das Grundfalsche tut.
Es geht um zwei zentrale Denkfehler:
1. Man will einen Platz einnehmen und eine Grenze ziehen, die es in der politischen Landschaft nicht gibt und nicht geben kann.
2. Man will diese Grenze aus rein strategisch-taktischen und nicht aus inhaltlichen Gründen ziehen.
Wir wollen auf beide einzeln eingehen und zeigen, dass dieses Ansinnen scheitern muss. Diejenigen, die diese Vorstellungen hegen, sind lediglich Komparsen im Masterplan zur Zerstörung des neuen patriotischen Lagers.
1. Der unmögliche Ort
In der BRD gibt es ideengeschichtlich seit 1945 keine neue rechte Bewegung, die es schaffte, sich aus der Dichotomie zwischen Liberalismus und Marxismus, bzw. Neokonservativismus und Sozialismus zu lösen. Die beiden ideologischen, universalistischen Schienen, ein links- und ein rechtshegelianisches Projekt, bestimmten den Diskurs und das Denken im Nachhitlerdeutschland. Geteilter Meinung in gewissen Fragen der Ökonomie und des Sozialstaats bilden die Schnittmengen in entscheidenden Fragen das geistige Juste-Milieu unserer Zeit. Farbenblind in Fragen der ethnokulturellen Identität sowie internationalistisch, progressistisch, egalitaristisch und individualistisch – das sind geistige Haltungen, die alle kontemporären Intellektuellen, Künstler, Politiker, Priester, Autoren und Journalisten prägen. Im Wesentlichen bekennen sich beide zu diesem simplen Narrativ:
Die Zeit der Völker und Kulturen ist vorbei. Die Globalisierung ist eine Art Naturgewalt, die zu „einer Welt“ ohne Grenzen führen wird, in der ein planetarer Melting-Pot alle alten Grenzen auflösen wird. Die einzige offene Frage ist, wie wir den Weg dorthin gestalten, ob es in dieser globale Ordnung eher „kapitalistisch“ oder „sozialistisch“ zugehen soll. Jeder Widerstand gegen diesen „Fortschritt“ ins Grauen wird entweder als dümmlich-ängstliche Verweigerungshaltung, oder als bösartige-gefährliche Sabotage betrachtet. Tertium non datur. Es gab seit ’45 keinen anderen erlaubten Denkraum. Jedes Abweichen vom universalistischen Dogma und seinen Kernbestandteilen wurde als Rückfall in den Nationalsozialismus gewertet und brutal verfolgt.
Diese dogmatische und totalitäre Haltung stand natürlich im krassen Widerspruch rechten konservativen Denkens. Eine ganze Traditionslinie wurde abgeschnitten. Das bloße Thematisieren von Herkunft und ethnischer Gemeinschaft oder einem möglichen Eigenrecht der Staaten und Völker, das in der deutschen Geistesgeschichte auch bei Kant, Hegel und selbst Marx noch selbstverständlich war, wurde von einem Schutzwall an Neurosen, Konditionierungen und Tabus umgeben.
Die Anstrengung der neuen Rechten diesen Wall zu überwinden und diese Themen jenseits von NS und Faschismus debattierbar zu machen, scheiterten schon daran, dass ihr namhaftester Vertreter in Deutschland, Armin Mohler, meinte, den Faschismusbegriff als „Trotzkismus von Rechts“ rehabilitieren zu müssen – vielleicht einer der folgenschwersten Irrtümer und Idiosynkrasien der Nachkriegsgeschichte. Ein trügerischer Burgfrieden kehrte ein. Der aktivistische Widerstand gegen Multikulti und den Großen Austausch, den notwendigen Entwicklungstendenzen im Rahmen der herrschenden Ideologie, orientierte sich offen und trotzig am NS. Der geistige Widerstand lebte weitgehend getrennt davon in einer Nische und widmete sich akademisch-distanziert der Verwaltung des literarischen Erbes.
Nur wenigen ist bewusst, was die Entwicklungen der letzten 3 Jahre wirklich bedeuten. Mit dem Aufkommen identitärer Aktivisten und PEGIDA-Demos auf der Straße gibt es erstmals eine nennenswerte Gegenkraft, die den Rahmen der herrschenden Ideologie angreift, ohne dabei in ihre NS-Falle zu treten. Durch den offenen Schulterschluss mit dem „geistigen Widerstand“, also den Denkern, Schreibern und Organisatoren der Neuen Rechten, wurde erstmals auch die „Trennung von Faust und Hirn“ überwunden, was eine ganze Reihe von positiven Entwicklungen ermöglichte, die wir vor allem am Projekt „Ein Prozent“ plastisch vor Augen haben. Erst in den letzten Jahren wurde die Neue Rechte in Deutschland vom akademischen Kuriosum und exotischen Papiertiger, der allenfalls als Thema für eine verstiegene PoWi-Abschlussarbeit taugte, zu einer echten, realen Kraft, die Abendjournale und Feuilletons füllt.
Die klare Abgrenzung zur NPD, die von Aktivisten und Denkern dieser jungen, neuen Rechten vollzogen wurde, ist Bedingung ihrer Möglichkeit. Ihre Aufgabe, einen neuen Handlungs-, Sprech- und Denkort aufzubauen, der sich die Fragen nach Volk, Identität, Staat und Grenze neu aneignet und das von Staat und Neonazis gewünschte „NS-Monopol“ bricht, ist ohne diese Positionierung nicht möglich.
Die hier bezogene Stellung ist nicht künstlich oder konstruiert. Seit langem wird eine Bewegung, die „nicht Nazi, aber“ patriotisch, konservativ und identitär ist, von weiten Teilen der Bevölkerung ersehnt. Ideengeschichtlich ist eine Kraft, die das Lebensrecht des Volkes frei von Chauvinismus, Rassismus, Biologismus und Antisemitismus vertritt, schon längst überfällig. Denn diese Haltung ist seit langem denkbar. Erst seit wenigen Jahren ist sie sagbar und sogar handlungsfähig geworden.
Ideengeschichtlich bedeutet sie die Überwindung der 3 Ideologien der Moderne, die naturnotwendig nur aus dem zerfallenen Lager der 3. politischen Theorie erwachsen und sich in Abgrenzung, Emanzipation und Kritik aus ihr und gegen sie entwickeln muss. Naturnotwendig deshalb, weil nur in diesem unterlegenen und verfolgten Lager noch ein geistiger Hunger, ein randständiges und bedrängtes Denken möglich ist, das Basis für jede Kritik am Ganzen ist.
Seinsgeschichtlich führt diese Neue Rechte jede Sehnsucht fort, die mit der Konservativen Revolution begann. Sie ist nichts anderes als die Treue des Daseins zur Wahrheit des Seins, welche das Dasein gegen seine Vergewaltigung als modernes Subjekt, gegen das Gestell und Getriebe der modernen Welt verteidigt. Diese Aufgabe ist zugleich die Revolte gegen das Ende der Geschichte, gegen den letzten Menschen und seine Diffusion in der Postmoderne, gegen den Verlust der Geschichtlichkeit im festgestellten Fortschritt des Universalismus. Die Neue Rechte hat damit eine klare weltanschauliche Position, die nun von aktivistischen und theoretischen Akteuren verfochten und vertreten wird. Sie liegt in einer doppelten Frontstellung zwischen den Altrechten und den Neulinken. Es gibt hier keinen andern möglichen Standpunkt. Es gibt keine „Neuere Neue Rechte“, keine „Soft Version“, keine konservative Revolution „light“. Es gibt nur den Aufstand gegen die Dogmen der herrschenden Ideologie, der nur dann echt ist, wenn er auch den Kurzschluss von NS und Faschismus ablehnt. Dieser Aufstand ist nicht immer schön. Er ist nicht immer akademisch. Man muss sich für ihn und seine Vertreter beim Abendessen mit unpolitischen Geschäftspartnern vielleicht rechtfertigen, manchmal sogar für Fehltritte schämen. Aber man muss sich entscheiden, wo man stehen will.
Die Junge Freiheit ist, sofern sie zu ihrem Selbstverständnis, also dem Kampf für Meinungsfreiheit, alte journalistische Tradition und die Bewahrung der Freiheit und Identität aller Völker steht, notwendig in unserem Lager. Sie ist notwendig mit uns im Kampf gegen das Dogma der Multikultis und den Großen Austausch, zudem auch eine identitäre Selbstbehauptung gegen die Gleichsetzung mit NS und Faschismus gehört. Die JF muss dazu ihre Verpflichtung zu Objektivität und Neutralität nicht aufgeben. Der Kampf gegen ein ideologisches Dogma, das totalitär durchgesetzt wird, Bundes- und Verfassungsrecht aushebelt, mit seinen Staatsmedien alle Fakten vernebelt und das Staatsvolk austauscht, ist objektiv gerechtfertigt und verlangt keine ideologische Extremposition.
Wenn man getreu der neurechten Kritik, die Benoist, Weißmann, Mohler und viele andere an der herrschenden Ideologie geübt haben, seinen Standpunkt vertreten will, liegt der Platz im Lager der jungen neuen Rechten. Ihre Mängel sind Aufgaben zur Verbesserung. Unterwanderungsversuche aus dem altrechten Lager sind kein Anlass zur Flucht in Richtung des Establishments, sondern fordern klare Kanten und ehrliche Abwehr des eigenen Standpunktes. Zwischen alter und neuer Rechten gibt es klare inhaltliche Bruchlinien. Ebenso zwischen der Neuen Rechten und dem herrschenden ideologischen Block. Im Rahmen der Neuen Rechten kann es logischerweise verschiedene Schattierungen geben; die von „linkeren“ Vertretern wie Elsässer und Co, bis hin zu libertären wie Lichtschlag, von konservativ-revolutionären wie Kubitschek, bis zu liberal-konservativen wie Stein reichen.
Es ist jedoch ideen- und seinsgeschichtlich unmöglich, eine dieser Schattierungen zu einer eigenen neuen Position aufzubauen und vom Rest der Neuen Rechten abzugrenzen. Die einzige Möglichkeit, die hier besteht ist:
2. Die opportunistische Abgrenzung
Wenn es keine klaren inhaltlichen Unterschiede gibt, braucht es zur Abgrenzung entweder die persönliche Animosität oder das opportunistische Argument. Nicht weil gewisse Akteure der Neuen Rechten eine andere Meinung haben, sondern weil „man mit denen keinen Erfolg haben“, d.h. im bundesrepublikanischen Meinungsgemenge unterliegen würde, müsse man sich von ihnen abgrenzen. Warum?
Weil „man“ diese Leute dem rechtsextremen, neonazistischen Lager zurechnen würde, was für ein konservativ-liberales Blatt oder eine rechtspopulistische Partei „untragbar“ sei. Aber wer oder was ist „man“. „Man“, das sind die etablierten Medien und Parteien, die dem gesamten neurechten Lager sein Existenzrecht streitig machen. „Man“, das sind die Schwinger der Nazikeule, die in den altrechten Trägern des „Nazihakens“ eilfertige Komplizen gefunden haben. Das Monopol von NW, NPD und Co über die Identitätsfrage soll wieder hergestellt und der patriotische Aufbruch beseitigt werden. Die Neue Rechte soll in die Luft gejagt werden und dabei die AfD sprengen.
Nur indem sie sich als klar definierter weltanschaulicher, personeller Block behauptet, kann dieser Plan gekontert werden. Indem ein Teil des neurechten Lagers Verrat begeht und die mediale Zuschreibung übernimmt, d.h. die anderen Teile dem altrechten Spektrum zurechnet, wird dieser Block entscheidend geschwächt. Sie dienen damit als dienstfertige Kollaborateure und markieren, wie ein Spion des gegnerischen Lagers, den Punkt, an dem der Keil der Repression die Kantenschere ansetzen soll. Die „guten“ Neurechten, d.h. die, die im Distanzierungsreigen mitgemacht haben, ins BRD-Töpfchen, der Rest „schlechter“ ins Kröpfchen. Der Denkfehler liegt auf der Hand: die eigene Abgrenzung von Teilbereichen der Neuen Rechten mag taktischer Natur sein. Die Verdammung der Neuen Rechten durch die Etablierten ist klar inhaltlich ausgerichtet. Gibt man ihnen Schützenhilfe, um bestimmte unbeliebte Konkurrenten abzuschießen, wird zugleich der gesamte neurechte Boden verheert und verseucht.
Sind erst einmal die „Schmuddelkinder“ des neuen patriotischen Lagers unschädlich gemacht, wird den „braveren“, „bürgerlichen“ Vertretern auch der Saft abgedreht werden. Die ersten Gesten der gesellschaftlichen Akzeptanz, die sie so sehnsuchtsvoll erwartet hatten, galten nämlich niemals ihnen allein, sondern immer ihrer Rolle als „liberale“ Vertreter des neurechten Lagers. Dessen Stärke und Größe ist ihre eigentliche Relevanz. Ohne die schärferen und aktivistischen Kräften des Lagers wären auch seine sanfteren und akademischen Vertreter bedeutungslos.
Berechtigte Sorgen
Die Sorge, die viele antreibt, ist jedoch völlig berechtigt. Im Moment befindet sich das neurechte, patriotische Lager in einer kritischen Phase. Der Zenit der Mobilisierung ist vorbei. Alle sind im Durchhaltemodus und warten auf einen neuen Impuls, der von außen (durch eine erneute Verschärfung der Krise) oder von innen (durch eine gut geführte Kampagne) kommen kann. In den knappen 3 Jahren seines Aufstiegs ist es dem neurechten Lager zwar gelungen, einige Integrationsfiguren wie Kubitschek oder Elsässer aufzubauen, was jedoch fehlt ist ein neuer Stil und ein neues Lebensgefühl. Ein paar Blogs und Vlogs oder „IBster-Hashtags“ reichen hier lange nicht. In Phasen der Stagnation wuchert so, wie von selbst, die altrechte Subkultur in den leeren Raum. Alte Angewohnheiten kommen wieder, neu Rekrutierte werden mit ihnen infiziert, NPD und Co versuchen Bürgerbewegungen zu unterwandern. All das wird, da kann man sich sicher sein, mit Wohlwollen vom Verfassungsschutz, beziehungsweise „investigativen“ Journalisten beobachtet. Sie warten auf den Moment des Zuschlagens, auf das Signal zur kontrollierten Sprengung.
Gerade wenn man diese gefährlichen Tendenzen erkennt, da viele der Akteure im neurechten Lager diesen Überblick nicht haben und als politische Neulinge und metapolitische Analphabeten agieren, ist es Aufgabe der Problembewussten, die Gefahr zu verhindern. Das Lager braucht neue Impulse, starke Einheit, klare Positionierungen und innere Festigung. All das entsteht nicht in Konferenzen oder geheimen Absprachen, sondern nur in der Tat, in der Kampagne, welche die Aktivkräfte und Gegenöffentlichkeit auf ein Thema versammelt.
Noch befinden wir uns in einem historischen Window of Opportunity. Eine Wende ist theoretisch möglich. Auch unser „Masterplan“ nimmt langsam Gestalt an. Wir haben erstmals einen Akteur, also eine starke Neue Rechte, die revolutionäre Ideen mehrheitsfähig macht und Radikalität und Professionalität in sich vereint. Erstmals ist die Lage derart drastisch, dass der Große Austausch allen bewusst wird. In seiner Abschaffung der Staatsgrenze im Ausnahmefall der Völkerwanderung entlarvt sich der Abschaffungswille des ganzen Volkes. Hunderttausende erkennen damit Multikulti als sanften Totalitarismus. Diese Erkenntnis polarisiert und spaltet das ganze Volk in den Teil, der den Totalitarismus mittragen und seine Sanktionen weiter ausführen, und jenen Teil, der ihn stürzen will. Dieser Sturz und die Wende sind nur dann möglich, wenn ihr Akteur, die Neue Rechte, das Zielsystem und den Gegner klar erkennt: es ist nicht „das System“, es ist nicht „der Staat“ oder gar „die Demokraten“, wie das die Altrechten im strategisch-ideologischen Blindflug meinten.
Es ist die Multikulti-Ideologie, das Gerinnsel aus Neoliberalismus, Sozialismus und Ethnomasochismus, die diesen Staat gekapert hat. Diese Ideologie hat sich wie ein Virus in alle Nerven und Knochenzellen des Apparats eingefressen. Er muss bezwungen werden, indem nicht nur die Politiker, sondern auch die Meinungsmacher und Köpfe der Ideologie ausgetauscht und aus ihren Ämtern gebracht werden. Das ist die Bedeutung der Reconquista und der Revolte gegen den Großen Austausch. Sie wird von der Neuen Rechten als bewusste Speerspitze der Ausgetauschten organisiert und angeführt. Sie richtet sich gegen die Austauscher und ist nicht „antidemokratisch“, sondern sichert die Möglichkeitsbedingungen für eine deutsche Demokratie.
Sie oder wir
Das Lager der Revolte wird täglich größer und die Repressionsmittel der Multikultis wirken Woche für Woche schlechter. Sie sind nämlich, im Unterschied zur Repression des Neonazi-Lagers, gegen die neue patriotische Bewegung bislang nur sozialer Natur, also Ächtung, und damit Arbeits- und Kundenverlust. Doch immer seltener tritt der erzielte Erfolg, der soziale Tod, ein. Eigene Solidaritätsnetzwerke und nicht zuletzt die wachsende Anzahl an Aktivisten und Sympathisanten bringen den Totalitarismus in die Zwickmühle. Er muss den Grad an Repression erhöhen. Er muss eines Tages auch Verbote, Hausdurchsuchungen und Haftstrafen ins Lager von PEGIDA, COMPACT und IBD tragen. Dieser Schritt könnte den Selbstmord von Multikulti und die endgültige Entfesselung und Mobilisierung des Widerstandspotentials bedeuten, wenn auf ihn breite Solidarität, Sammlung und trotzige Reaktionen folgen.
Er könnte aber auch, wie im oben beschrieben Szenario, neue patriotische Bewegungen zerschlagen, gerade wenn er in einer Phase der Stagnation und Depression ins Lager der Revolte schlägt. Entscheidend ist, wo und wie der Keil ansetzt. Entscheidend ist, ob es bereits jetzt Sollbruchstellen in unserem Lager gibt. D.h. ob die Opportunisten bereit sind, sich von ihren weltanschaulichen Weggefährten aus taktischen Gründen zu distanzieren. Nur dann hat die Repression die Zerstreuung und Spaltung zufolge, die für die breite Masse an Sympathisanten, für die PEGIDA-Gänger, die JF-Leser und die AfD-Basis eine ebenso spaltende Signalwirkung hat.
Gott sei Dank stehen die Chancen gut, dass die Multikultis bereits zu lange gewartet haben. Die entscheidenden Köpfe des iwS neurechten und neupatriotischen Lagers von Lichtschlag über Kubitschek, Elsässer, bis Pirincci, Bachmann, Höcke, und vielen anderen mehr, sind zwar noch nicht intensiv vernetzt, aber längst auf einem Standpunkt des gegenseitigen Vertrauens, der zumindest die Distanzeritits überwunden hat. Sie werden sich wohl nicht mehr voneinander abgrenzen, und sind sich in der Nichtbeachtung und Ausgrenzung der altrechten Restbestände einig.
Bürgerliche Kritiker haben völlig Recht: wir brauchen keine politischen Romantiker, die Pathos mit Strategie verwechseln. Wir brauchen aber auch keine ewigen Taktiker, die mit ihrem ewig-defensiven Abwägen, Anpassen und Abschwächen am Ende in dem aufgehen, zu dessen Bekämpfung sie einmal angetreten sind. In einem entscheidenden Moment ist eine rein taktische und durch kein einziges handfestes weltanschauliches Argument begründete Abgrenzung und Nichtbeachtung der Neuen Rechten fast schon ein historischer Verrat.